Gründung

Bierselige Gründungen und eine geschichtsträchtige Fusion

Ein kalter Freitagabend im Februar 1978.
Im Restaurant Süsswinkel strecken einige verwegene Jungspunde bei reichlich Bier die Köpfe zusammen, um für den Churer Fasnachtsumzug vom folgenden Tag kurzfristig eine Khurer Guggamusig zu gründen: Geburtsstunde der «Schwiiblüamli». Am folgenden Tag stiegen die Neu-Gugger am Postplatz – unangemeldet versteht sich – in den Fasnachtsumzug ein und machten bis zum Schluss der Churer Fasnacht mit.
Am 17. September 1983, wohl nicht weniger feucht als an jenem berüchtigten Februarabend, wurde die Guggenmusik «Scalfins» als kultureller Lichtblick in der Stadt Chur gegründet.
Beim Fasnachtsumzug 1984 spielten die beiden aus personellen Gründen erstmals zusammen.
Im Jahre des Herrn 1989 dann die grosse Fusion. «Schwiiblüamli» und «Scalfins» behielten ihre beiden Namen aber vorerst bei.
Drei Jahre später wurde dieser musikalische Haufen neu getauft: Die «Guggamusig Guggaratscha» – und mit ihr notabene ein neues Kapitel der Churer Fasnachtsgeschichte – war geboren.

Bunte Hunde und im Herzen den Punk

Damals, seit der Gründung, bis heute zeichnet sich die ewig-einzige Hardcore-Guggamusig durch ihre Vielfalt aus. Vielfältig hinsichtlich ihrer Musik und dem närrischen Treiben ihres Personals. Und vielfältig sind die Ideen, was ihre Kostümierungen anbetrifft.
Im einen Jahr ziehen sie noch bunten Vögeln gleich durch die Strassen Churs, um im anderen Jahr im Afro-Voodoo-Rastafari-Look zu begeistern. Als «Hauptmann Pfeffers einsame Herzen Vereinsmusikgruppe» bewiesen sie, dass die Beatles tatsächlich ewig leben. Und in ihren «Space» Kostümen machten sie sich auf ins neue Jahrtausend um schon bald als «Pink Flamingos» samtweich durch die Gassen der Churer Altstadt zu tänzeln.
Keine Farbe ist ihnen zu bunt. Kein Motto zu schräg.
Musikalisch haben sich die sehr unterschiedlichen Musikerinnen und Musiker dieser Combo schon immer abgesetzt. Guggamusig im klassischen Sinne kennen sie nicht! Sie orientieren sich viel lieber an ihren eigenen musikalischen Vorlieben. So sind die Ramones – die Gründerväter des Punk – bis heute ihre musikalischen Vorbilder. Doch in den vielen Jahren ihres musikalischen Treibens haben sie ihren eigenen Punk mit der Lässigkeit des Latino, dem Beat des Reggae, dem Stolz russischer Folklore und der melodiösen Sehnsucht europäischer Schmusesongs angereichert.
Kein Musikstück und kein Musikstil ist ihnen fremd, und doch arrangieren sie daraus immer wieder ihre ganz eigenen Interpretationen.

Generationenvernetzend und «Echt Khur»

Nicht zuletzt zeichnet sich die Guggamusig Guggaratscha dadurch aus, dass Jung und Junggeblieben miteinander musizierend dem närrischen Treiben frönen. Denn während sich ein Teil der kakophonischen Akteure bereits in den Achtzigerjahren durch die Khurer Fasnacht treiben liess, waren andere noch gar nicht geboren.
Unterdessen wird zudem eifrig Nachwuchs gezeugt und dieser frühzeitig mit dem Khurer Fasnachtsvirus geimpft:
der Kinderumzug stellt seit jeher einen unverrückbaren Fixtermin im Vereinskalender dar! Vor vielen Jahren wurde dieser Umzug der Kleinen mit Maskenprämierung von einem umtriebigen Churer Hotelier gegründet. Dieser – ermüdet ob sie viel Engagement für den närrischen Nachwuchs – gab das Zepter ab und die Guggamusig Guggaratscha sprang in die Presche.
Heute zeichnet sich die Fasnachtsvereinigung für die Organisation der Kinderfasnacht verantwortlich. Angeführt wird der heitere Umzug am Sonntagnachmittag aber nach wie von den hochfrequenten Punk-Fasnächtlern der Alpenstadt – und bleibt irgendwie «guggaratscha-like»!

So verfliessen sie, die Grenzen zwischen althergebrachten Traditionen und jugendlichem Wahnsinn. Zuhause ist die «Guggamusig Guggaratscha» in Chur und hier trifft man sie auch an der Fasnacht an. Immer. Vom frühen Freitagabend bis tief in den Aschermittwoch hinein. Zuhause, an der Fasnacht Chur. Und dann strecken sie die Köpfe zusammen, trinken Bier und schmieden Pläne – wie dereinst im Februar 1978.